Grossmarkt

Geschichte

Das Marktrecht war das originäre Recht des Landesherren – das Privileg, Märkte und Messen abhalten zu dürfen. Aus dem Recht des Landesherren ergab sich auch die Verpflichtung zur Versorgung der „Untertanen“. Märkte entstanden besonders an Straßenkreuzungen und Flussübergängen, im Schutz von Burgen und Klöstern.

Sie waren oft Voraussetzung für das Entstehen von Städten. Die Märkte waren seit jeher ein Treffpunkt für Bauern, Händler, Gaukler und Bürger. Ein Versorgungszentrum mit Waren und Informationen. So auch in Stuttgart.

Viele Jahrhunderte lang bildeten Weinbau, Landwirtschaft, Handwerk und der Handel mit Wein, Salz und Holz die wirtschaftliche Basis der Stadt Stuttgart. So ist es nicht verwunderlich, dass bereits kurz nach der Erhebung Stuttgarts zur Stadt Mitte des 13. Jahrhunderts ein „forum mercatorium“ urkundlich erwähnt wird. Ab 1304 wurden hier dienstags und samstags Wochenmärkte abgehalten, 1775 kam noch der Donnerstag als Markttag hinzu.

Als Stuttgart 1482 zur Haupt- und Residenzstadt der Grafschaft Wirttemberg erhoben wurde, lebten bereits über 6.000 Menschen in der Stadt. Ulrich der Vielgeliebte, Graf von Wirttemberg, stellte die Wochenmärkte und Jahrmärkte, die regelmäßig im Frühling, Herbst und zu Weihnachten stattfanden, unter seinen Schutz. Während der Regentschaft Graf Ludwigs I. entstand 1435 ein sogenanntes Herrenhaus (Malefizhaus) auf dem Marktplatz mit Fruchtschranne, Fleisch- und Brotlauben, im zweiten Stock boten Handels- und Gewerbeleute ihre verschiedenen Waren an.

König Wilhelm I. stiftete im Frühjahr 1863 die 1. Markthalle in Stuttgart für die Frauen und Töchter der Stuttgarter "Wengerter" und Gärtner zum Schutz gegen die Unbilden des Wetters. Die Markthalle im Renaissancestil ganz aus Stahl und Glas entsprach dem großen Vorbild, der "Les Halles" in Paris. Wegen der stetig wachsenden Bevölkerung war die Markthalle bald zu klein, so dass der Bezirksrat der Stadt Stuttgart beschloss, eine grössere Markthalle auf dem gleichen Gelände zu bauen. Den Auftrag bekam der junge Martin Elsässer, der ein ästhetisch anspruchvolles Gebäude im Jugendstil schuf. Die neue Markthalle wurde am 30. Januar 1914 einbeweiht.

Die Industrialisierung und das neue Jahrhundert brachten auch ein grösseres Warenangebot mit sich. Verbesserte Transport- und Kühlmöglichkeiten, aber auch der Freihandel erweiterten das Angebot der heimischen Erzeuger mit Früchten und landwirtschaftlichen Produkten aus der ganzen Welt. Für die ständig zunehmende Zahl an Grosshändlern, die ihre Waren nach Stuttgart brachten, reichten Markthalle und Marktplatz schon bald nicht mehr aus. Deshalb kam schon 1928 der Karlsplatz als weitere Marktfläche hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Markt an verschiedenen Plätzen der Innenstadt abgewickelt: Grosshändler und Obsterzeuger boten ihre Waren auf dem Karlsplatz an, Schillerplatz und Dorotheenstrasse entlang dem Alten Schloss waren den Blumenhändlern, Eichstrasse und Ilgenplatz den Gemüseerzeugern vorbehalten. Der Handel mit ausländischen Waren wurde direkt am Güterbahnhof abgewickelt. Jeweils in den frühen Morgenstunden fand der Markt für Grossabnehmer und Einzelhändler statt. Ab neun Uhr durften dann die Privatleute einkaufen. Dieses System brachte schon bald viele Probleme mit sich: Das Marktgeschehen war zu unübersichtlich und auch unhygienisch, die Anlieferung umständlich und langwierig, so dass die Marktzeiten oft nicht eingehalten werden konnten. Um den Grosshandel vernünftig abwickeln zu können, fehlten die geeigneten Anlagen und Umschlagseinrichtungen. Pläne für die Schaffung einer Grossmarktanlage wurden bereits 1934 entwickelt, konnten aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Tat umgesetzt werden.

Nach nur knapp zwei Jahren Bauzeit konnte der Grossmarkt am 1. April 1957 eingeweiht werden. Für rund 18 Millionen Mark entstand eine moderne Anlage und damit die Basis für den Erfolg des Stuttgarter Grossmarkts. Verkehrsgünstig gelegen – Anschluss an die Bundesstraßen B 10 uns B 14 (und damit an die BAB A 8 und A 81) und Bahnanschluss brachte der Grossmarkt schnell eine Entlastung für die Innenstadt.

Unter der Regie des Marktamtes entwickelten sich die Versorgungsbereiche Wochenmärkte, die Stuttgarter Markthalle und der Grossmarkt Stuttgart zu seiner heutigen Bedeutung, Attraktivität und Leistungsfähigkeit. Der öffentlich geführte Regiebetrieb Marktamt wurde mit seiner Umwandlung am 1.1.1994 in den Eigenbetrieb VMS zu einem wirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen des Konzerns Stadt Stuttgart. Seit dem 1. Januar 2010 ist dies nun die Märkte Stuttgart GmbH.

Insbesondere der Grossmarkt als überregionales Zentrum für Lebensmittel mit dem Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produkte bildet zusammen mit zahlreichen Produktions- und Vermarktungsunternehmen der Lebensmittelbranchen den Kern eines weiter expandierenden Frischezentrums Stuttgart.